Konvektoren – nichts als heiße Luft

Warum Heizen mit warmer Luft unsinnig ist

Ende der 1950er erlebten viele Mieter einer neugebauten Siedlung in Köln-Mühlheim wie Konvektoren heizen. Das völlig neuartige Konzept der Raumbeheizung stieß auf große Ablehnung.

Einzelöfen als Konvektoren

Die Häuser wurden in erster Linie für Kriegsflüchtlingen und -rückkehrern erbaut. Die Architekten konzipierten variable Wohneinheiten. Große Wohnungen für die oft vielköpfigen Familien der Flüchtlinge ließen sich einfach in zwei kleinere Wohnungen aufteilen. Zu dem zukunftsträchtigen Konzept gehörte auch einen neuartige zentrale Beheizung.

Im großen Wohnraum jeder kleinen Wohnungen war ein Ofen fest in die Wand eingebaut. Die großen Wohnungen verfügten über zwei Öfen. Über den Feuerstellen befand sich ein Schacht, in dem sich die heiße Luft sammelte. Große Rohre führten vom Schacht durch die Flure ins Bad und zu weiteren Zimmern der Wohnungen. Ein verstellbares Gitter über dem Ofen ließ Wärme in den Raum in dem sich der Ofen befand. Über Klappen konnten die Bewohner die heiße Luft in die verschiedenen Räume lenken.

Obwohl es sich um Öfen aus Guss handelte, waren sie reine Konvektoren, denn Strahlungswärme konnten Sie nicht in die Räume abgeben. Die Theorie hinter dem System war einfach:

  • Eine Wohnung braucht eine bestimmte Wärmemenge, damit sich die Bewohner wohlfühlen.
  • Es ist egal, wie diese in den Raum gelangt, ob über Strahlung oder Konvektion.
  • Warme Luft lässt sich bequem über Leitungen verteilen.

Das System in der Praxis

Zunächst waren die Bewohner angetan, von dem praktischen System und dem platzsparend in der Wand integrierten Öfen. Sie bezogen die Wohnungen im Sommer. Bis zum Herbst hatten sich alle mit genügend Kohlen eingedeckt, um über den Winter zu kommen. Sie verfügten meist über genügend Erfahrung mit Kohleöfen, um die richtige Menge abzuschätzen. Allerdings hatten sie bisher nie mit reinen Konvektoren geheizt.

Sobald es draußen kühler wurde, bemerken Sie bereits mach wenigen Tagen, dass es in keinem der Räume gemütlich warm wurde. Die Rohre brachten nicht wie geplant Wärme ins Bad und die übrigen Räume. Aber auch in dem Zimmer mit dem Ofen wollte sich keine Behaglichkeit einstellen. Bekannte, die mit Öfen die Wärmestrahlen abgaben heizten, empfanden bereits 19° Raumtemperatur als warm, in den Wohnungen mit Konvektoren froren die Menschen bei 23°. Die warme Luft aus den Rohren konnte keinen Raum über 15° erwärmen.

Kurz gesagt, egal wie man die Klappen an den Öfen einstellte, lediglich der Raum mit Ofen ließ sich auf halbwegs angenehme Temperaturen bringen. Zu allem Überfluss reichte der Brennstoff nur bis Mitte des Monats Januar. Das Heizen wurde viel teurer als erwartet.

Versuche mit den Konvektoren zu heizen

Die Rohre erwärmten sich durch die warme Luft stark, daher strahlten Sie in den Fluren wärme ab. Dort wurde es zum Teil angenehm warm. Aber in den Räumen, in die Warmluft strömen sollte blieb es kühl. Also monierten die meisten Bewohner die Rohre einfach ab. Diese waren ohnehin nicht äußerst häßlich und ein Ärgernis. Sie hofften, dass es nun möglich sei, wenigstens den direkt beheizten Raum wirtschaftlich zu erwärmen. Aber dies stellte sich rasch als Irrtum heraus.

Auch in den kommenden Wintern war es kaum möglich angenehme Wärme in den Räumen zu erzeugen. Viele zogen wegen der Öfen aus und suchten sich eine andere bleibe.

Was lief schief?

Die Räume konnten sich nicht erwärmen, da die Häuser kaum gedämmt waren und ständig warme Luft durch Ritzen an Fenstern entwich. Damals gab es noch keine Dichtungen an Fenstern und Türen.

Wärme lässt sich nicht durch Rohre leiten
Wärme lässt sich nicht durch Rohre leiten

Die größte Auswirkung hatte aber die Tatsache, dass die Konstrukteure zwar Konvektoren einsetzen, aber die Konvektion nicht nutzten. Bei einer Infrarotheizung ist eine Montage an der Decke möglich, den die Wärmestrahlen breiten sich gradlinig aus und erwärmen Möbel, Wände und Böden, wenn sie darauf treffen.

Konvektoren müssen unten im Raum warme Luft austreten lassen. Das System funktioniert nur, wenn Luft aufsteigt und kühle Luft am Boden nachströmt. Bei den Öfen befanden sich die Gitter für den Luftaustritt in 1,50 Meter höhe. Die Luft darunter bleib daher lange kühl.

Das Heizen über die Röhren ist nicht möglich. Die Wärme stiegt in den Rohren auf und sammelt sich darin unter der Decke. Sobald es darin so warm ist wie im Schacht über dem Ofen, strömt keine weitere Wärme nach. Selbst mit Ventilatoren kann das System nicht funktionieren, denn die heiß Luft tritt unter der Raumdecke aus. Es kommt nicht zu den gewünschten Luftströmungen.

Ähnlich ineffizient arbeiten auch hohe Heizkörper. Die Wärme, die diese im oberen Bereich abgeben, bleibt ungenutzt an der Decke. Die Beobachtungen der Bewohner, dass sie bei Konvektoren höhere Raumtemperaturen brauchten, trifft auch beim Vergleich Zentralheizung und Infrarotheizung zu. Wenn Wände und Möbel kühl sind, fröstelt Menschen schnell.

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